Proseminar: Hegels Phänomenologie des Geistes

Donnerstag, 19. April 2018 - 12:15 Uhr bis Donnerstag, 19. Juli 2018 - 13:45 Uhr
Georg Wilhelm Friedrich Hegels Phänomenologie des Geistes ist nicht nur eines der wichtigsten und wirkungsvollsten Werke des Deutschen Idealismus, sondern auch ein Schlüsseltext der Philosophiegeschichte insgesamt. So trägt Hegel hier etwa seine Kritik an der Idee sinnlicher Gewißheit vor, die auch im Bezug auf zeitgenössische empiristische Theorien nicht an Schlagkraft verloren hat; er entwickelt die äußerst wirkmächtige Dialektik von Herrschaft und Knechtschaft, die in der Folge unter anderem Bezugspunkt für den Marxismus geworden ist. Zudem legt Hegel auch eine Theorie der Anerkennung vor, die gerade in der Sozialphilosophie unserer Zeit lebhaft rezipiert wird, und schafft die Grundlage für eine neuartige Philosophie der Geschichte.

Leider gilt die Phänomenologie des Geistes aber auch als schwer verständlich und schlecht lesbar. Dies hat zum einen immanente Gründe: Hegels Versuch, Methode und Inhalt nicht auseinanderfallen zu lassen, sondern vielmehr zu zeigen, daß beide nur auseinander entwickelt werden können, läßt den Text hermetisch erscheinen. Zum anderen prägt Hegel aber auch eine sehr eigene Sprache, die dem Leser besondere Aufmerksamkeit und Sprachfähigkeit abverlangt. Und nicht zuletzt sind die reichen Bezüge, die der Text zu Problemen und Positionen in der Philosophiegeschichte herstellt, für den heutigen Leser oftmals nur schwer zu erkennen.

Durch diese Schwierigkeiten kann es besonderes unter den Voraussetzungen des heutigen Universitätsbetriebes als äußerst schwierig gelten, sich innerhalb des Bachelorstudiums fruchtbringend mit Hegels Phänomenologie zu befassen. Das Proseminar hat zum Ziel, diesen Schwierigkeiten offensiv entgegenzutreten. So werden wir uns auf einige zentrale Stellen des Werkes beschränken und selbige einer besonders gründlichen Analyse unterziehen. Diese Analyse werden wir zudem durch einen Seitenblick auf Kant, Fichte, Jacobi, Schelling und andere anreichern, um so die Bezüge der Phänomenologie aufzudecken. Zum anderen wollen wir auch ihre Anschlußfähigkeit diskutieren, indem wir ihr zeitgenössische Positionen gegenüberstellen.

Das Seminar setzt keinerlei spezifische Vorkenntnis, wohl aber besonders aktive Beteiligung, Lust am Denken, die Kunst des Lesens und Freude am Schwierigen voraus.

Zur Vorbereitung sind folgende Texte zu empfehlen:

  • Pöggeler, Otto und Dietmar Köhler (Hrsg): G. W. F. Hegel: Phänomenologie des Geistes, (Klassiker Auslegen 16), 2. Aufl., Berlin, Boston 2006.
  • Siep, Ludwig: Der Weg der »Phänomenologie des Geistes«: ein einführender Kommentar zu Hegels »Differenzschrift« und zur »Phänomenologie des Geistes«, Frankfurt am Main 2000.